In diesem Beitrag (http://www.bruchsal.org/story/fahren-wir-zukunft-so-durch-bruchsal#comment-461) wird ordentlich in den Kommentaren über die Verkehrsplanung gewettert. Dabei ging es im eigentlichen Beitrag lediglich um eine technische Spielerei zur Fortbewegung. Verkehrsplanung und Durchführung scheint also etwas zu sein, was in Bruchsal auch anderen im Magen liegt. Drum will ich meinen Mageninhalt hier auch mal zum Besten geben. Schließlich war das ein Grund, warum ich mich hier als Autor überhaupt angemeldet habe:
Ich komme aus Hannover und wohne nun seit drei Jahren in Bruchsal, plus einem halben Jahr in Stutensee.
Hannover hat ca. 500.000 Einwohner (zum Vergleich: Karlsruhe hat ca. 285.000, Heidelberg ca. 150.000, Bruchsal ca. 43.000 Einwohner).
Hannover ist zwar gemessen an anderen Städten noch überschaubar, aber für unmittelbare Verhältnisse ganz schön groß.
Als Ex-Großstädter schaue ich einerseits den hiesigen Verkehrssituationen gelassen entgegen, andererseits bin ich doch immer wieder fassungslos, wieso eine Kleinstadt sinnvolle verkehrsplanerische Konzepte bedingungslos über den Haufen werfen kann. Ich denke, es liegt daran, dass noch nichts wirklich Schlimmes passiert ist.
Als Radfahrer in Bruchsal kann es nicht schaden, wenn man Großstadterfahrung hat! Den Autoverkehr kurzerhand ignorierend, weil das Risiko beim vorschriftsmäßigen Durchfahren des Stadttores zu riskant ist - Fußgänger, die direkt vom Schloss kommen, können auch leicht übersehen werden - kurzes Handzeichen, schneller Blick nach hinten - passt. Der Autofahrer hinter mir wird vermutlich ordentlich fluchen, weil er die Geschwindigkeit beim Durchfahren des Stadttores rausnehmen muss, da ich ihm den Weg versperre. Zum Ausgleich trete ich etwas heftiger in die Pedalen und überlege, ob ich den mit dem dicken weißen Strich auf der Fahrbahn abgetrennten Bereich kurz benutzen sollte, um dann bei den natürlichen und unerklärlichen Engpässen in der Schloßstraße wieder halsbrecherisch auf die Fahrbahn zu wechseln oder bleibe ich heute mal die ganze Strecke gleich auf der Fahrbahn?
Die Verkehrsführung beim Rendezvous habe ich tatsächlich noch nie begriffen! Ich mache das, was ich an dieser Stelle immer mache: ich tue so, als sei ich im Recht und gehe grimmig irgendwie über den Platz. Bislang haben alle auch immer brav angehalten...
Warum hier ein Huckel ist, der seit meinen drei Jahren als Bruchsaler so aussieht, als würde morgen hier eine neue Baustelle eröffnet, habe ich auch noch nicht in Erfahrung bringen können - ich glaube ich bin schon wieder auf dem Fußweg. Eigentlich ist das falsch - aber ich muss da irgendwie lang.
Die Straße, die am Bahnhof vorbei führt (ich weiß natürlich mal wieder nicht, wie sie heißt), meide ich, wenn möglich. Sie ist unschön zu befahren. Selbst Großstädtern befällt bei mancher Gefahrensituation ein verdammt ungutes Gefühl. Besonders wenn auf dieser Straße ein Bus von hinten kommt...
Ich freue mich insgeheim schon wieder auf die Rückfahrt - wenn ich auf dem viel zu schmalen Fußweg, der am Gefängnis vorbeiführt, die Omas an der Bushaltestelle wieder erschrecken kann. Andererseits bin ich immer heilfroh, dass niemand aus den Hofeinfahrten herauskommt. Das gleiche Problem ist auch, wenn man die Balthasar-Neumann-Straße entlangfährt. Wobei da, wie nahezu überall in Bruchsal, die Straßendecke von Felgenfressenden Löchern durchsiebt ist.
Zu Fuß ist aber auch nicht viel besser. Jetzt muss man nämlich auf die Kollegen mit den Fahrrädern aufpassen. Außerdem hat Bruchsal eine echte Großstadtampelanlage vor dem Krankenhaus postiert, welches eine reine Fußgängerschikane darstellt. Allerdings für Autofahrer auch keine echte Freude ist. Wer direkt vom Krankenhaus kommt und auf die B3 will, sollte sich ein Butterbrot mitnehmen - das könnte etwas dauern...
Bei der Kreuzung B3 / Forster Straße kann man sogar ein gemütliches Picknick veranstalten. Achtet man allerdings ein wenig auf den Verkehr und weiß, dass es bei Linksabbiegern in die Forster Straße nicht automatisch auch Linksabbieger in die Heidelberger Straße geben kann, kann man einige Ampeln ganz gemütlich überqueren, obwohl sie natürlich rot sind. Selbiges gilt natürlich auch für die anderen Richtungen.
Dabei kann man sowas heutzutage ganz gemütlich per Computer schalten. Erfodert aber etwas Planung...
Interessant ist auch immer wieder die Tunnelanlage in der Pfeilerstraße (inzwischen habe ich mal in den Stadtplan geschaut). Kommt man vom Wasserturm sieht man eigentlich erst, wenn es zu spät ist, dass man da gar nicht durchfahren darf.
Nun werden die Bruchsaler sagen, dass das doch jeder weiß - aber ich bin ja noch gar kein richtiger Bruchsaler.
Für Fahrräder ist diese Stadt nicht gebaut. Da aber erkennbar ist, dass einige Verkehrswege und Planungen neueren Datums sind, frage ich mich natürlich, ob die Stadtoberen eigentlich wissen, was Fahrräder sind?
Vielleicht müssen aber erst ein paar Kinder, ältere Menschen oder du und ich zu Tode kommen, bevor endlich was getan wird!