Manchmal hupt es vor meiner Tür. Anfangs dachte ich, das mal wieder die Bruchsaler Fahrschulen versagt haben und ihren Fahrschülern vergessen hatten mitzuteilen, dass man in geschlossenen Ortschaften nicht hupt. Aber es war kein Auto, sondern der Kran gegenüber.
Warum er hupt weiß ich nicht. Anfangs dachte ich, er teilt den auf dem Dach des hiesigen Krankenhauses arbeitenden Menschen mit, das jetzt ein Kran nach oben kommt. Natürlich nicht der Kran persönlich, aber seine Last. Aber manchmal hievt der Kran auch Lasten ohne hupen nach oben. Deshalb denke ich, dass das Hupen den Sinn hat, das wir anwohnenden Bruchsaler nicht vergessen, dass schon seit über drei Jahren das Krankenhaus eine riesige Baustelle ist.
Als ich vor ca. drei Jahren beschloss endgültig nach Bruchsal zu ziehen, freute ich mich, eine schnuckelige Wohnung in ruhiger Wohngegend gefunden zu haben. Die Baustelle gegenüber, der neue Anbau am Bruchsaler Krankenhaus - damals wurde gerade die Baugrube ausgehoben - da dachte ich noch, das das Ganze in maximal einem dreiviertel Jahr, vielleicht ein Jahr mit der Gestaltung drumherum dauern würde.
Das des sich in Wirklichkeit um die Bruchsaler Jahrhundert-Baustelle mit diversen Schikanen für die Anwohner handeln würde, konnte ich damals nicht ahnen.
Nun komme ich auch aus dem schönen Hannover und muss manchmal feststellen, dass das schöne Bruchsal an einigen Stellen tiefste Provinz ist.
Da baut man einen Anbau und richtet das gefühlvolle halbrunde Treppenhaus mit ungeschützten Neonlichtern ein, die - im eingeschalteten Zustand - die Beleuchtung im eigenen Wohnzimmer überflüssig macht (schräg gegenüber, dritte Etage). Leider muss man auch im Sommer mit heruntergelassenen Rollläden schlafen, da der Vorhang das Neonlicht nicht abhält (Las Vegas in Bruchsal).
Nach dem wir schildbürgerstreichmäßig kurz vor Vollendung des neuen Gehweges rund ums neue Krankenhaus die Steine immer wieder aus dem Boden gerissen wurden, damit der Gehweg auf diese Weise mehrmals verlegt werden konnte - und die Anwohner mit wochenlangem Steineklopfen an den Rand des Wahnsinns geklopft wurden, wurde nach wenigen Wochen der Ruhe (von der Beleuchtung mal abgesehen), nun also ein Kran hinter der ehemaligen Dönerbude platziert, der uns mit seinem Hupen daran erinnert, dass das Jahrhundert nicht vorüber gehen kann.
In der Zwischenzeit wurde in der Bruchsaler Innenstadt C&A , Deichmann & Co neu aufgebaut, der Platz völlig neu gestaltet und mehrere Großereignisse rund ums Schloss abgehalten.
Das Krankenhaus aber baut und baut.
Und inzwischen habe ich erfahren, dass demnächst das Bettenhaus abgerissen wird.
Ich kann von meinem Balkon sehen, dass nicht wenige Leichenwagen das Krankenhaus anfahren, An manchen Tagen geben sie sich schon beinahe die Türklinke in die Hand.
Vielleicht hängt es ja mit der ständigen Lärmbelästigung zusammen.
Makaber? Ja. So wie eine Baustelle, die in anderen Städten und sogar nur wenige Meter weiter in Brusel innerhalb einer angemessenen Zeit beendet wird.